Das Gurtenfestival hat seit einigen Jahren jeweils so einige Bands im Line-Up stehen, die ich gerne einmal live sehen würde. Bisher habe ich aber trotzdem immer darauf verzichtet, das Berner Festival zu besuchen. Diesen Sommer sollte sich das ändern. Dieses Jahr werde ich meine Festival-Landkarte um eine Stecknadel erweitern. Ich kaufte mir ein Ticket für den Donnerstag zum reduzierten Preis von 50 Franken. Zusätzlich machte ich mit einem Freund das Abkommen, am Sonntag auch nochmals hinzugehen.
An besagtem Donnerstag, dem ersten Tag des Festivals, schaffte ich es gerade pünktlich zur Geländeöffnung auf den Gurten Berg. Ich war überrascht, wie kühl es hier oben im Vergleich zur Stadt Bern ist. Zuerst erkundete ich das gesamte Festivalgelände um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Die erste Band, die auf der Zeltbühne auftreten durfte, waren meine aktuelle Lieblingsband The Vaccines. Nur neun Tage
nachdem ich sie in Montreux gesehen habe, werde ich sie also auf einem grossen Festival wieder sehen. Als ich bei der Zeltbühne vorbei kam, sah ich, dass bereits die ersten Leute anfingen dort zu warten, also entschied ich mich ebenfalls dazu Position zu beziehen und mir einen Platz in der ersten Reihe zu sichern.
Nach rund einer Stunde Wartezeit wurde die Band angesagt und The Vaccines begannen ihr Set wieder mit Blow It Up. Die Set-List war ebenfalls die gleiche wie in Montreux, mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Sie spielten ihren B-Seiten-Song Tuck And Roll zum ersten Mal live.
|
The Vaccines |
Das Publikum ging wieder gut ab, diesmal jedoch nicht ganz so textsicher, aber das hat mich auch in Montreux vollkommen überrascht. Die Band selber wirkte auch nicht ganz so spielfreudig wie in Montreux. Könnte daran liegen, dass sie die schwierige Aufgabe hatten das Festival zu eröffnen oder einfach daran, dass sie in Montreux zuvor einen Tag frei hatten und ihre Kräfte so sammeln konnten. Sei's drum, der Auftritt war trotzdem solide gut und mit einer Spielzeit von 50 Minuten wieder viel zu schnell vorbei. Aber bevor sie mit Nørgaard ihr Set beendeten, kündigte der Sänger Justin noch an, dass sie in einer halben Stunde eine Autogrammstunde beim Autogrammstand geben werden. Juhuuu!! meine Freude stieg wieder ins Unermessliche!
Nach dem Konzert begab ich mich also schnurstracks dort hin und reihte mich in die Warteschlange ein. Ich war echt froh, dass ich zuhause als ich las, dass es einen Autogrammstand geben wird, für den Fall des Falls noch kurzerhand ein Bild aus dem französischen Rolling Stone und meine Jay Jay Pistolet EP (ehemaliges Soloprojekt des Sängers) eingepackt hatte. Pünktlich kam die Band zum Stand und setzte sich an den langen Tisch. Als ich endlich an der Reihe war wurde ich etwas nervös, das legte sich aber, als ich Freddie den Gitarristen fragte ob er mir das Bild aus dem Rolling Stone unterschreiben könne. Er bestaunte das Bild für einen Moment und fragte mich dann, wo ich es her habe. Als ich antwortete, dass es aus dem französischen Rolling Stone sei, staunte er nicht schlecht, hielt es hoch und rief zu den anderen Bandmitglieder: „Hey guys, have you ever seen this picture?“ Alle schauten verdutzt zu uns und keinem kam das Bild bekannt vor, es schien ihnen jedoch zu gefallen. Nachdem Freddie unterschrieb, kam ich einen Schritt weiter zu Arni, dem Bassisten. Er musterte das Bild nochmals genau und meinte zu mir: „I don't even remember the shooting!“
Als nächstes stand ich vor Justin und schon war es wieder um meine Nervosität geschehen. Nachdem er das Bild unterschrieb, sah er es sich nochmals an und meinte: „Really good picture... I mean, look at Pete!“ und lächelte mich an. Etwas verlegen kramte ich also meine Jay Jay Pistolet EP aus der Tasche und fragte ihn, ob er sie unterschreiben könne. Sein Lächeln wurde noch breiter und sichtlich überrascht antwortete er, dass er sie mir natürlich gerne unterschreibt. Ich war mir zuvor nicht ganz sicher, ob es angebracht sei, die CD zum unterschreiben mitzunehmen, denn in einem Artikel las ich, dass er nicht immer gern auf die JJP-Zeit angesprochen wird, weil es für ihn abgeschlossene Sache sei. Dies war hier jedoch überhaupt nicht der Fall und er unterschrieb sie mir sogar mit einer Widmung. Noch kurz das Autogramm von Pete geholt, fragte ich die Jungs ob ich ebenfalls ein Foto mit ihnen machen könnte. Pete und Justin bejahten sofort und baten mich auf ihre Seite des Tischs.
|
Kate Nash |
Nach der Signing-Session sah ich mir noch den Auftritt von Kate Nash zu Ende an, die als erste auf der Hauptbühne spielte. Gewohnt gut gelaunt verzückte sie das Publikum. Ich habe sie bereits letztes Jahr auf dem Zürich Openair gesehen und die Show erinnerte mich auch direkt an ihren damaligen Auftritt. Mittlerweile schien die Sonne kräftig über dem Festivalgelände und überall sah man fröhlich tanzende Menschen, herrlich. Dennoch liess ich keine Zeit verstreichen als das Konzert fertig war und begab mich direkt wieder zur Zeltbühne, wo als nächstes Noah And The Whale auftreten sollten.
|
Charlie Fink (Noah And The Whale) |
Die Musik von NATW gefällt mir schon lange und fand es deshalb echt schade, als ich's aus zeitlichen Gründen nicht zu deren Konzert ins Abart schaffte. Umso glücklicher war ich also sie endlich hier live zu erleben. Die Band um den Sänger Charlie Fink waren alle adrett im Anzug gekleidet. Während sie Song um Song spielten, fand die positive Stimmung im Publikum keinen Abbruch und gipfelte schliesslich als sie den wohl bekanntesten Song 5 Years Time zum besten gaben. Auch die neuen Lieder vom aktuellen Album Last Night On Earth schienen dem Publikum zu gefallen und auch dieses Konzert war meiner Meinung nach viel zu schnell vorbei.
Mittlerweile war es 20.30 Uhr und ich habe bereits die beiden Bands gesehen, wegen denen ich ans Festival reiste. Nun hatte ich endlich Zeit an den Verkaufsständen vorbei zu schlendern und etwas zu essen. Bei weitem nicht so viele Stände wie ich es vom Paléo her kannte, aber durchaus etwas dabei für jeden Geschmack. Sowohl beim Kulinarischen als auch bei den Souvenirs.
Während es langsam anfing zu dunkeln, sammelten sich vor der Hauptbühne allmählich immer mehr Leute. Der Solo-Auftritt des The Killers Frontmannes Brandon Flowers stand an. Ich hätte schon mehrmals die Gelegenheit gehabt die Killers oder Herrn Flowers live zu sehen, bin dann aber schlussendlich doch nie hin. Die Killers finde ich musikalisch recht gut, würde mich jedoch nicht als Fan bezeichnen. Mit der Solokarriere von Brandon Flowers habe ich mich bisher nie gross auseinandergesetzt, kenne also nur den Song Crossfire.
|
Brandon Flowers |
Seine Performance auf dem Gurten langweilte mich dann auch etwas. Die Fans, die die Songs kannten, sangen begeistert mit und jubelten ihm freudig zu. Ich hingegen wanderte noch ein Bisschen auf dem Gelände umher und sah mir das Ende der Show dann von weiter hinten an. Das Gute auf der Wiese vor der Hauptbühne ist, dass das Terrain gegen hinten etwas steiler ist und so auch von weit weg einwandfreie Sicht auf die Bühne garantiert. Das Highlight des Auftritts von Brandon Flowers war dann zweifelsohne die Darbietung des The Killers Hits Mr. Brightside, die mit einer ausgeklügelten Lightshow untermalt wurde.
Weil ich nicht auf dem Gurten übernachtete und eine zweistündige Heimreise vor mir hatte, machte ich mich dann direkt auf den Heimweg, sobald Brandon Flowers seinen Auftritt beendete. Mit vielen neuen Eindrücke und auch einer gewissen Vorfreude, dass ich am Sonntag nochmals das Gurtenfestival besuchen werde, begab ich mich also wieder auf die Gurtenbahn, die mich weg von der Musik, ins Tal hinunter fuhr.